Brot aus der Tüte
Klingende Namen sprechen für sich: Sovital, Jogging, Max-und-Moritz, Kraftkorn, Kornknacker oder Wurzelbrot sind keine zufällig von vielen Bäckern gleichzeitig erfundene Kreationen, sondern werden von großen Mühlen und Backzulieferfirmen als fertige Brotmischungen geliefert. Ein bunter Prospekt, der die besonderen Vorzüge des jeweiligen Brotes hervorhebt, gehört gleich mit dazu.
Etiketten zum Aufkleben auf das fertig gebackene Brot werden sogar kostenlos zur Verfügung gestellt. Lediglich die eigene Bäckerei als Hersteller und das Mindesthaltbarkeitsdatum müssen noch eingefügt werden.
Dem einzelnen Bäcker gewährleisten diese Mischungen, mit möglichst geringem Arbeitsaufwand ein möglichst breites Sortiment an Broten anbieten zu können. Auch altbewährte Sorten wie Baguette gibt's maßgeschneidert aus dem Sack. "Weizenmehl, Sauerteig getrocknet, jodiertes Meersalz (Kaliumjodat), Bohnenmehl, Emulgatoren: E 322 (Lecithin), E 471(Mono- und Diglyceride von Fettsäuren), Gerstenmalzmehl, Mehlbehandlungsmittel: Ascorbinsäure" steht auf der Tüte. Hinzu kommen diverse technische Hilfsmittel wie Rieselstoffe oder Antischimmelmittel.
Auf der Strecke bleibt in vielen Backstuben die Kunst des Bäckerhandwerks. Eine Tüte öffnen, den Inhalt und eine vorgegebene Menge Wasser in einen Bottich kippen und aufs Knöpfchen drücken, damit sich die riesigen Knethaken in Bewegung setzen, kann auch ein dressierter Affe. Deshalb spricht man in Insider-Kreisen leicht gehässig von der Schimpansenbäckerei.
Drin in der Tüte ist alles, was gesundheitlichen Vorteil versprechen soll - von Fisch- bis Traubenkernölen gegen Arteriosklerose bis hin zu Körnern und Ballaststoffen aller Art für die geregelte Verdauung. Gesorgt wird so auch für komplette Naturstoffverwertung: Sojaschalen beispielsweise, eigentlich Abfallprodukt in der Margarineherstellung, können mit der Tütenbrotmischung über den menschlichen Darm entsorgt werden.
Autorin: Brigitte Neumann
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